Zen oder der andere Weg

Seit einiger Zeit befasse ich mich mehr und mehr mit dem Thema "Buddhismus". Für mich gab es mehr oder weniger zwei Ankerpunkte die ich für mich als "Start" interpretieren würde:

  1. Meine Scheidung und die damit verbundene Auseinandersetzung mit eventuellen Gründen,
  2. Meine Krankheit, die mich kurzfristig an den Rand meines Lebenswandels bis zu dieser Zeit geworfen hat.

 

Beides waren für mich einschneidende Erlebnisse. Die Scheidung, da sie für mich ein bis dato Sorgenfreies und Sorgloses leben mit einer Geschwindigkeit auf den Boden der Tatsachen geholt hat, dass es mir Angst wurde. Das Zweite war die Diagnose "Multiple Sklerose" (MS). Bis dato hatte ich davon keine Ahnung und der Weg bis zur Diagnose war etwas länger und sehr verstörend für mich. Über einen Zeitraum von circa sechs Monaten wurde ich immer "blöder" im Kopf. Am Anfang wurde mir das gar nicht so bewusst, aber mit der Zeit häuften sich Dinge die ich in (für mich gefühlt) "vollem Bewusstsein" tat, die jeglicher Logik widersprachen. Ich hatte auch immer mehr Probleme zu laufen. Aber dazu sicherlich an anderer Stelle mehr.

Glaube - Religion - Kirche

Mittlerweile bin ich aus der Kirche ausgetreten, da Kirche für mich ein Konzept ist, das ich nicht unterstützen will. Zumindest nicht eine christliche Kirche, da ich mit der christlichen Religion nichts anfangen kann. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht Glaube, Atheist oder gar okkulten Sekten anheim gefallen bin. Für mich existiert eine Abstufung des Themas "Glaube" in sofern, dass:

  • Kirche für mich die Organisation oder Firma ist, die die Religion "vermarktet",
  • Religion die Ausprägung des Glaubens ist, in der durch Konzepte versucht wird Glaube zu vermitteln und
  • Glaube die Grundlage des menschlichen Lebens und Zusammenlebens darstellt.

Glaube ist für mich die Quintessenz des Lebens und erscheint für mich in allen Religionen enthalten zu sein. Wenn die Bibel von "Adam und Eva" spricht, spricht der Buddhismus von "Yin und Yang". Es sind Gegensätze, die sich gegenseitig bedingen und den grundsätzlichen Dualismus in unserer Welt darstellen. Diesen Dualismus, diese Gegensätze brauchen wir Menschen um uns in dieser Welt orientieren zu können. Wir benötigen Gegensätze wie "Gut und Böse", "Ich und Du", "Oben und Unten" oder "Anfang und Ende". Das ist die Welt in der wir LEBEN.

Ich bin der Überzeugung dass es in der TRANSZENDENTALEN WELT diese Gegensätze nicht gibt. Für mich kam dieser Gedanke bei der Erkenntnis, dass sogar das einst als unteilbar geglaubte Atom in Teile zerlegt werden konnte und somit die Lösung einer Frage mindestens wieder eine neue hervor ruft. Während meines Informatik-Studiums habe ich die Theorie aufgestellt, dass nur "Gebilde mit einer Transitiven-Reflexiven-Hülle" - sprich Dinge die sich irgendwann wieder auf sich selbst beziehen - Perfekt sind. Ich suchte also in meinen Programmiermodellen immer diese selbstbezüglichen Gebilde zu finden. Das sind für mich eben genau die Dinge, mit denen wir Menschen ein Verständnisproblem haben. Unendlichkeit kann unser Verstand nicht begreifen. Unendlich ist aber alles was uns umgibt. Der Energieerhaltungssatz drückt das für mich am Besten aus.

Genau das sind Gedanken, die ich erst später im Zen wieder gefunden habe. Einfach akzeptieren, dass das was uns umgibt nicht das ist, was unser Verstand uns begreifbar macht. Das Bild der Welle und des Flusses verdeutlicht das für mich wirklich sehr gut: Wir sehen Wellen auf einem Fluss und freuen uns über die Welle und finden es schade, wenn die Welle wieder vergeht. Aus einer anderen Sicht war die Welle nie existent und ist nie vergangen. Es war schon immer Wasser in unterschiedlichen Formen. Genau so wie wir - in unserer Körperlichkeit - nur eine "Erscheinung" der "Welt" sind. Aber was ist unser "Fluss"? Was sind wir, wenn wir nicht mehr diese "Erscheinung" sind? Was passiert wenn wir sterben?

Genau diese Fragen - und noch viele mehr - haben die Menschen schon immer beschäftigt und werden sie auch immer wider tun. Genau die Suche danach und somit der Sinn des Lebens ist für mich GLAUBE!